Weinlieder Zum Heurigen (Affiliat Link) 2 CDs

Weingedicht

Beim neuen Wein

Ein Bäumlein seh' ich ragen
Am weissen Winzerhaus.
Das will den Menschen sagen:
Hier schenkt man neuen aus!

Aus feuchten Kellerkammern
Still süsses Duften weht!
Der Mann ist zu bejammern,
Der hier vorübergeht!

Es lupft der Wirt die Haube
Und streicht den roten Latz!
Im Garten in der Laube
Ist noch für einen Platz.

Er spricht und in den Keller
Still lächelnd taucht er ein!
Fahr wohl, mein letzter Heller,
Es muss geschieden sein!

Gott grüss Euch allzusammen
Und geb Euch froh Gemüt!
Hei, wie die Wangen flammen
Und manche Nase glüht!

Es trank die Traube heuer
Sich satt am Sonnenlicht!
Drum strahlt wie rotes Feuer
Der Trinker Angesicht!

Am Zechtisch sitzt behaglich
Der Pfarrer oben an.
Wer besser trinkt ist fraglich,
Er oder der Kaplan?

Schulmeister durch die Brille
Blickt kreuzfidel umher
Und trinkt in aller Stille
Den dritten Schoppen leer!

Amtsschreiber nippt manierlich
Nach feiner Städter Art.
Der Förster minder zierlich
Taucht in das Glas den Bart!

Des Dorfes kluger Bader
Den schweren Humpen hebt;
Ich glaub' der Mann kam grader,
Als er nach Hause schwebt.

Es wandelt auf und nieder
Ein Mägdlein braun und rund.
Rot, wie an ihrem Mieder
Die Nelken, ist ihr Mund.

Es macht die flinke Kleine
Kein freies Scherzwort bang.
Nun fehlt zu Weib und Weine
Nichts weiter als Gesang!

Der Meister von der Schule
Wischt sich die Lippen ab.
Jetzt steht er auf dem Stuhle
Und schwingt zum Takt den Stab

Und zu der Gläser Läuten
Klingt durch die Laube hin:
Ich weiss nicht was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin!

Rudolf Baumbach (1840-1905)

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